Attachment Parenting – Was ist denn das für eine Sekte?
Ein Kommentar von Herbert Renz-Polster
Ja, ich weiß: Man braucht einen Begriff, um sich zu verorten. Aber bei Attachment Parenting scheint mir eher das Gegenteil der Fall zu sein – komplette Verwirrung. Bei hundert Leuten, die man auf der Straße fragt, geht vielleicht bei einem ein Licht an. Die anderen denken, das ist vielleicht eine Art Sekte. Bestimmt aus den USA.
Und diese Sekte weiß nicht einmal, woran sie glaubt. Vielleicht an das, was dieser Dr. William Sears mal niedergeschrieben hat (die 7 B’s des Attachment Parenting , ihr wisst schon, oder?). Aber der glaubt auch an die bindungsfördernde Wirkung von Time-outs und so weiter. Gehört das auch mit dazu?
Googelt man »Attachment Parenting« , so wird die Sekte noch obskurer – die einen sehen den Verzicht auf Windeln als Teil des Pakets, die anderen das Kommunizieren per Handzeichen. Für einige meiner kinderärztlichen Kollegen sind AP-Eltern schlichtweg die mit den Tragetüchern, die ihre selbstgestrickten Babys statt zum Kinderarzt zur Heilpraktikerin schleppen. Weil die ihnen statt der bösen Impfungen die guten homöopathischen Kügelchen gibt. Für wieder andere gehört Unschooling zum AP-Programm. Vielleicht auch gleich der Verzicht auf den Kindergarten (zumindest, wenn er nicht vegan ist).