»Wir brauchen so etwas wie Greenpeace für Eltern: GreenBirth«
In vielen Vereinen und Organisationen gibt es soziales und bürgerschaftliches Engagement rund um die Themen Bildung und Leben mit Kindern. In dieser Reihe werden einige davon vorgestellt. Ein Interview mit Irene Behrmann, Mitbegründerin und Vorsitzende des Vereins GreenBirth e. V. Was war der Anlass, den Verein GreenBirth zu gründen, und wer waren die Initiatorinnen?
GreenBirth besteht von Anfang an aus einer beruflich gemischten Gruppe, die sich 2009 gründete. Die geburtshilfliche Situation für Eltern und ihre Babys in Kliniken hatte sich seit Langem als unzureichend erwiesen, ablesbar an den Kaiserschnittzahlen, die Jahr für Jahr stiegen, und Frühgeburten, die zahlenmäßig einen negativen Spitzenwert in Europa einnahmen. Eltern suchten Hilfe bei Therapeuten, in Schreibaby-Sprechstunden und bei Kinderärzten. Meist drehte sich alles um Schadensbegrenzung. Ursachenforschung und Präventionsvorschläge flossen spärlich. Zu komplex schien die Thematik zu sein, zu fest verankert in der mächtigen Medizinbranche. Wir wagten, die Perspektive von betroffenen Eltern einzunehmen, deren Stimme zu diesem Zeitpunkt nicht zu hören war.
Wie kam diese Gruppe zusammen, um dann zu sagen: Jetzt gründen wir einen Verein zur Stärkung der Eltern in der Geburtssituation?
Die Hebamme Eva-Maria Müller-Markfort und ich hatten uns des Öfteren telefonisch ausgetauscht. Ich brauchte ihr Hebammenwissen, um ratsuchende Eltern besser begleiten zu können, sie fand in mir eine Gesprächspartnerin, der sie von frustrierten Eltern nach einer Klinikgeburt berichten konnte. Im Herbst 2008 war der zündende Gedanke da. »Wir brauchen so etwas wie Greenpeace für Eltern: GreenBirth«. Wir ließen diesen Namen als Wortmarke schützen, begannen eine Satzung auszuarbeiten und Gründungsmitglieder zu suchen.
Eltern, Therapeutinnen und Hebammen bilden den Kern des Vereins. Mittlerweile sind wir mit gynäkologischen, kinderärztlichen, medizinischen und rechtskundigen Experten vernetzt, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen zur Verfügung stellen.
Welche Ursachen für die Verschlechterung sieht der Verein GreenBirth?
Ein Kind vor der Geburt ist Teil seiner Mutter. Dieses biologische Prinzip gilt für viele Pflanzen, Säugetiere und Menschen. Nachkommen lösen sich erst von der Mutterpflanze oder dem Muttertier, wenn sie reif sind. Die Geburt von Kindern wird kulturell unterschiedlich begleitet, das zeigen weltweite Vergleiche.
In westlichen Industrieländern sind Geburten mit steigender Tendenz techniküberwacht, medikamentenorientiert und dem Versuch einer Normierung unterworfen. Der Frauenkörper wird wie ein Behälter für das heranwachsende Kind betrachtet. Man kann in den mütterlichen Bauch hineingucken von außen oder durch die Vagina, um das Kind durchzuchecken, hineinstechen, Zellen und Gewebe entnehmen. Mutter und Kind werden wie Objekte betrachtet. Ein medizinischer Irrweg voller Gefahren für die einzigartige Mutter-Kind-Einheit. Geburtsmedizinische Interventionen setzen bei der Begleitung von schwangeren und gebärenden Frauen wechselseitige hormonelle Einflüsse zwischen Mutter und Kind außer Kraft. Gravierende Störungen in einem komplexen archaischen Geschehen sind folgenreich. Alles, was mit der Mutter in dieser Zeit geschieht, wirkt sich auf das Kind aus – und alles, was dem Kind widerfährt, beeinflusst auch die Mutter.