»Wenn Opa stirbt« An der Hand durch die Traurigkeit
Innerfamiliärer Verlust durch Tod oder Krankheit ist schon für Erwachsene mit starken Gefühlen und Trauerarbeit verbunden. Da fällt es häufig schwer, die Kinder passend zu begleiten. Informationen und Handlungsmodelle können Erwachsenen diesen Prozess erleichtern.
Mechthild Schroeter-Rupieper
Das Thema Sterben und das Gefühl von Trauer ist nichts für Kinder, finden viele Erwachsene. Stirbt der Großvater, erkrankt eine Tante oder gar ein Elternteil, sind Eltern oder Pädagogen oft verunsichert, wie sie sich in Bezug auf ihre Kinder verhalten sollen. Während sie mit ihrer eigenen Traurigkeit und daraus häufig folgenden Unsicherheit beschäftigt sind, nehmen sie Kinder manchmal gar nicht als aktive Trauernde wahr oder versuchen sie so gut wie möglich fernzuhalten. Abschiede, und damit auch der Tod, gehören zum Leben dazu und sollten nicht verschwiegen werden. Kinder dürfen und sollen in Verlustsituationen traurig sein – jeder Mensch bekommt die Fähigkeit zu trauern so wie andere Basisgefühle mit in die Wiege gelegt. Trauern können ist eine angeborene Fähigkeit, ein naturgegebenes »Bewältigungsformat«. Trauern ist gleichzeitig ein Ausdruck des Verlustes wie auch die Bewältigung desselben. Menschen, die in der Lage sind, Verluste zu betrauern, werden den Schmerz leichter überwinden und wieder eher Freude am weiteren Leben empfinden können. Trauererfahrungen in der Kindheit legen den Grundstein dafür, wie Menschen in Zukunft mit einem Verlust umgehen. Aus dem Grund ist es wichtig, dass Eltern und Pädagogen Informationen erhalten, die ihnen als Erwachsene Sicherheit und eine gefestigte Haltung zum Umgang mit Leben und Tod geben.
Wie traurig ist das denn?
»Die südländischen Menschen dürfen laut klagen und sich die Kleider zerreißen. Wir wagen es ja noch nicht einmal, vor anderen zu weinen«, sagt eine Mutter bei einem Elternabend zum Thema »Trauer und Abschiednehmen« in einem Kindergarten.
Die türkischen Frauen hingegen beklagen am gleichen Abend, dass ihre Trauerzeit begrenzt sei, weil im Islam gesagt wird: »Wer zu lange trauert, belastet damit den Verstorbenen und hält ihn von Gott fern«, und bedauern, dass sie so schöne Rituale wie Geschenke ins Grab geben und Sargbemalung nicht praktizieren dürfen. Wenn wir unreflektiert Rituale aus unserer Kultur oder Religion übernehmen, kann es geschehen, dass sie Sinn-entleert sind oder dem Trauernden zumindest so erscheinen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich zu erkundigen, welche Bedeutung Rituale oder Verbote in Zeiten des Verlustes haben.