Geburt – ergreifend oder erschütternd? Posttraumatische Belastungssymptome nach der Geburt eines Kindes

Einige Eltern erleben die Geburt ihres Kindes als zutiefst erschütternde Erfahrung. Sie beschreiben, dass sich ihr Leben seitdem dramatisch veränderte. Unkontrollierbare Ängste oder Wutausbrüche belasten sie und ihr Umfeld.

Tanja Sahib

Viele Mütter und Väter können sich an einige Aspekte der Geburt nicht mehr erinnern, zugleich erleben sie blitzartig bestimmte Situationen immer wieder. All das sind normale Reaktionen auf eine Gefahrensituation, der die Betroffenen nicht entfliehen konnten.

Nichts ist mehr wie vorher

Immer wieder werde ich auf den Titel meines , in dem es um die Bewältigung traumatischer Geburtserfahrungen geht, angesprochen. Es gibt Menschen, die sagen, der Titel sei zu lang und unverständlich. Die Glücklichen. Doch es begegnen mir auch Menschen, die erzählen, dass sie sich sofort verstanden fühlten, als sie diesen Titel lasen. Es ist also ein Buchtitel für »Insider« oder eher für »Outsider«. Ein Titel für eine Gruppe von Menschen, die etwas so Furchtbares und Aufwühlendes erlebten, das ihr Leben ab einer Geburt gravierend verändert hat und sie sich wie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlen.

Buches Es ist vorbei – ich weiß es nur noch nicht

Damit meine ich nicht die Veränderung des Lebens, die alle Eltern erwartet, wenn ein Kind geboren wird. Denn das Leben mit einem Säugling bringt ganz neue Belastungen. Schlafen, Essen, Duschen – all diese Grundbedürfnisse werden den Bedürfnissen des Babys untergeordnet und kommen fast immer zu kurz. Das geht allen Eltern so.

Doch einige Eltern erlebten, dass die Geburt ihres Kindes eine dramatische Wendung bekam und das Gefühl höchster Ohnmacht auslöste. Lisa Neumann berichtete: »Ich habe über so viele Stunden die Wehen ausgehalten. Es war zermürbend, weil sich der Muttermund nur sehr langsam geöffnet hat. Irgendwann hatte ich keine Kraft mehr und der Oberarzt stellte sich neben mein Bett und sagte, dass er einen Kaiserschnitt machen muss, wenn die Geburt nicht voran geht. Er blieb stehen und schaute mich die ganze Zeit an, als wolle er endlich, dass ich aufgebe. Der Chefarzt kam kurz herein und machte mir Mut zu einer natürlichen Geburt. Doch der Oberarzt blieb neben mir stehen und vermittelte mir mit einem genervten Gesichtsausdruck, dass ich es nicht schaffen werde. Diese Stunde werde ich nie vergessen, es war so schrecklich, ich konnte diesem Mann nicht entfliehen und irgendwann gab ich auf und wurde in den OP-Saal gebracht.«

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