Dafür bist Du noch zu jung!

Immer häufiger wird von Adultismus gesprochen, einer besonderen Diskriminierungsform, die jeder kennt und bereits erfahren hat. Aber was ist eigentlich Adultismus? Wie erkennen Erwachsene an Einrichtungen für Kinder und Jugendliche adultistische Handlungen und welche Handlungsalternativen haben sie?

Sandra Richter

Wenn junge Menschen in einer Umgebung aufwachsen sollen, die von Respekt und Achtung für sie als Individuen geprägt ist, ist es wichtig, dass Fachkräfte, sich dem Machtverhältnis in der Beziehung Erwachsener-Kind bewusst werden und die eigene Haltung und Handlungspraxis kontinuierlich reflektieren.

Adultismus – Was ist das?

Adultismus beschreibt die Machtungleichheit zwischen Kindern und Erwachsenen und infolge dessen die Diskriminierung jüngerer Menschen allein aufgrund ihres Alters. Dies geschieht zumeist in der Konstellation Erwachsener-Kind, kann jedoch ebenso zwischen älteren und jüngeren Kindern auftreten. »Wenn Erwachsene davon ausgehen, dass sie intelligenter, reifer, kompetenter als Kinder und Jugendliche sind und daher über junge Menschen ohne deren Einverständnis bestimmen können, dann ist das Adultismus.« (NCBI 2004, 10) Diese Ungleichbehandlung wird von Institutionen, Gesetzen und Traditionen unterstützt. Die Vielzahl der Menschen betrachtet Adultismus noch immer als gegeben und so alltäglich, dass die Ungleichbehandlung nicht hinterfragt wird.

Erscheinungsformen und Entstehung

Die Situationen, in denen adultistisches Verhalten auftritt, sind vielfältig. Es beginnt schon dann, wenn Erwachsene einem Kind ungefragt über die Haare streicheln, es berühren oder küssen, obwohl das Kind es offensichtlich nicht möchte. Solche Grenzüberschreitungen werden seit Jahrzehnten praktiziert und zumeist unreflektiert hingenommen. Kinder, die aufgrund der ungewollten Berührung zurückzucken oder ihr Unwohlsein begründen, gelten nicht selten als unhöflich und ihre Handlung wird mit Sätzen wie »Jetzt stell dich doch nicht so an!« kommentiert. Am offensichtlichsten tritt Adultismus im sprachlichen Bereich auf. So ist zum Beispiel das Wort »kindisch« eindeutig negativ besetzt. Auch Sätze wie »Du benimmst dich wie ein kleines Kind!« oder »Wir sind hier doch nicht im Kindergarten!« verdeutlichen die abwertende Sichtweise.

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