Das Schulwesen aus meiner Sicht

Ein Kommentar von Rolf Robischon

Etwa 55 Jahre meines Lebens war ich im Schulwesen, als Schüler und als Lehrer. Als Schüler habe ich das Schulwesen in vier verschiedenen Schulen erlebt, einer Volksschule und Gymnasien in drei verschiedenen Orten, zwei waren jeweils in einem ehemaligen Kloster und eins in einer ehemaligen preußischen Kaserne. Schulleiter standen am Eingang, schauten streng und achteten darauf, dass niemand zu spät kam und niemand auf der Treppe rannte. Vor Schulleitern hatten Kinder und Jugendliche Angst. Schulleiter hatten womöglich Angst vor dem Schulamtsdirektor, dem Ministerialrat, dem Minister für Schulwesen. Der hatte es zwar nicht erfunden, versuchte aber, die Strukturen des Schulwesens zu bewahren. Kinder und Jugendliche müssen in die Schule. Abwesenheit oder Verweigerung ohne ganz triftigen Grund (Krankheit, Todesfall, Naturkatastrophe) wird bestraft. Heute kann die Polizei Schulschwänzer am Tag vor Ferienbeginn an Flughäfen schnappen. Schulverweigerer werden nicht geschnappt, sie werden noch nicht mal genau registriert. Es soll sehr viele geben. In der Stadt, in der ich wohne, sollen es derzeit etwa 500 sein. Das Schulamt nimmt höchstens 120 an und stellt eineinhalb Lehrerstellen für die Straßenschule zur Verfügung. Schulwesen soll doch zum Besten der Kinder und Jugendlichen sein. Schulpflicht sollte Kinder vor Ausbeutung durch Kinderarbeit schützen. Ich habe zwei alte Männer kennengelernt, die als Sechsjährige mit Eintreten der Schulpflicht jeweils zu einem Bauern gegeben wurden als Hütebuben. Zu Hause gab es nicht genug zu essen für alle Kinder der Familie. In die Hirtenschule gingen sie in der kurzen Zeit, wenn das Vieh zum Melken im Stall war. 1954 wurde der Elektrozaun erfunden und man brauchte sie nicht mehr. Von da ab gab es den vollen Stundenplan für die Kinder, wenn ein Lehrer da war. In meiner Grundschulzeit waren achtzig bis hundert Kinder in einem Klassenzimmer. Was mögen Lehrerinnen und Lehrer in ihrer Ausbildung gelernt haben?

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