Vom Generationenkonflikt zur Befreiung der letzten unterdrückten Minderheit
Für einen echten Paradigmenwechsel braucht es mehrere Generationen, die Teil dessen werden. Nicht Konkurrenz und Gegeneinander sind unserer psychischen und physischen, unserer individuellen und gesellschaftlichen Gesundheit dienlich, sondern Kooperation und Miteinander. Daran, unsere Irrtümer zu durchschauen und die Sackgasse zu enttarnen, ist jeder beteiligt – ob jung oder alt.
Franziska Klinkigt
Es ist ein seit Generationen bekanntes Phänomen, dass ältere Jahrgänge über die aktuelle Jugend empörte Sprüche fallen lassen wie »Zu meiner Zeit hat es das nicht gegeben!« oder »Die Jugend von heute!« oft mit der Ergänzung »Sie wird immer schlimmer«. Derartige Aussagen fielen auch, obwohl vor mehreren Jahren schon Studien ergaben, dass die aktuelle Jugend ganz besonders brav war verglichen mit vorherigen, weniger Drogen und Alkohol zu sich nahm und durch weniger Gewalttaten auffiel.
Mit »Generation Rücksichtslos« – Forscher schlagen Alarm war kürzlich ein Artikel in einem Online-Magazin für Lehrer betitelt, welcher beispielhaft zeigt, wie negative Jugend-Klischees genährt sowie undifferenzierte Vorstellungen von den diesen Vorurteilen zugrunde liegenden kausalen Zusammenhängen verbreitet werden. Nicht nur wurde da von einem Drittel bis Fünftel der jungen Menschen, die sich in einer Studie als mangelhaft hinsichtlich ihres Mitgefühls und Gemeinschaftssinns erwiesen haben sollen, generalisiert auf die ganze Generation. Eine eindimensionale und gewissermaßen frontenaufbauende Ursachenzuschreibung ist nicht untypisch: Als entscheidender Faktor wird »das Elternhaus« hervorgehoben, wenngleich nicht unbemerkt bleiben dürfte, dass dieses Elternhaus neben den Institutionen als Sozialisationsinstanz im Leben junger Menschen einen stetig kleiner werdenden Raum einnimmt. Ein heutzutage typisches gesellschaftliches Bild wird damit kultiviert von den »schlimmen Schülern/Kindern«, den »unfähigen Eltern« und den »armen Lehrern«.