Der verdammt gute Leitfaden fürs Unschoolen (Teil 3)

Als Blogger auf dem Gebiet der Persönlichkeitsentwicklung ist der US-Amerikaner Leo Babauta von Zenhabits auch in Deutschland bekannt. Er ist Vater von sechs Kindern, wovon vier sich zu Hause bilden. In dieser Reihe gibt er Werkzeuge an die Hand, die das Unschoolen – Freilernen – erleichtern und beantwortet Fragen, die entstehen.

Leo Babauta

Eine der ersten Fragen, die gestellt wird, wenn wir über Unschooling (oder Homeschooling im Allgemeinen) sprechen, ist: »Wie lernen die Kinder, sich zu sozialisieren?« Das war definitiv auch eine der ersten Fragen, die wir hatten.

Sozialisieren für Unschooler

Das ist eine gute Frage, und die ehrliche Antwort ist, dass es zwar viele gute Möglichkeiten gibt, aber ich habe hier nicht die perfekte. Es ist auch nicht so eine große Sache, wie die meisten Leute vielleicht denken.

Aber sprechen wir mal über einige Annahmen, die viele Leute haben, wenn sie nach dem Umgang mit Menschen fragen:

  • Die Schule wird als eine hervorragende Möglichkeit gesehen, um zu lernen, sich zu sozialisieren. Aber in Wirklichkeit nutzt die Mehrheit der Menschen dieses sehr künstliche Sozialisierungssystem erst seit etwa 150 Jahren. Es existierte in begrenzten Formen in der Antike, aber die meisten Menschen gingen um 1800 noch nicht zur Schule. Davor lernten wir, uns zu Hause (mit Eltern, Geschwistern, Großeltern und Großfamilien) und im Dorf (mit anderen Kindern, aber auch anderen Erwachsenen, die sich um einen kümmerten) zu sozialisieren.
  • Es gibt keinen Grund, warum wir lernen müssen, mit einem Haufen gleichaltriger Leute soziale Kontakte zu knüpfen. Auch das war vor 200 Jahren noch nicht der Fall, und die Menschen haben dennoch gelernt, sich zu sozialisieren. Sozialisation mit Gleichaltrigen ist künstlich und findet in der realen Welt nicht statt, sobald die Schule vorbei ist.
  • Die schulische Sozialisation kann eine positive Erfahrung sein, ist es aber nicht immer. Es gibt zum Beispiel Mobbing und den Druck, sich anzupassen. In letzter Zeit haben Kinder Selbstmord begangen, weil sie in der Schule wegen ihrer Homosexualität gehänselt und schikaniert wurden. Ich bin nicht homosexuell, aber ich wurde in der Schule gemobbt und hatte oft das Gefühl, nicht dazuzugehören. Manchmal war der Druck, sich anzupassen, erschreckend.
  • Manchmal gibt es in der Schule Mobbing und den Druck, sich anzupassen.

Nun, ich sage nicht, dass die Schule der schlimmste Ort ist, um soziale Kontakte zu knüpfen, aber wir sollten eine Diskussion darüber mit offenen Augen führen und anerkennen, dass jede Art und Weise ihre Vor- und Nachteile hat.

Ein weiterer wichtiger Punkt

Man muss nicht alle sozialen Fähigkeiten als Kind lernen. Ich, zum Beispiel, war als Teenager ziemlich schüchtern. Ich hatte zwar Freund|innen|ys, aber ich tat mich schwer, neue Freund|innen|ys zu finden, und fühlte mich in vielen sozialen Situationen unwohl. Nach der Schule habe ich es selbstständig gelernt, weil ich besser darin werden wollte. Es war nicht so schwer zu lernen. Es gibt keine Verpflichtung, dass man bis zum 18. Lebensjahr alles Wichtige lernen muss.

Wie können Unschooler/Homeschooler also lernen, soziale Kontakte zu knüpfen? Es ist nicht schwer, obwohl es natürlich mehr Arbeit bedeutet, als sein Kind einfach in die Schule zu schicken und es der Schule zu überlassen.

Hier sind einige Möglichkeiten, wie Unschooler lernen können, Kontakte zu knüpfen:

  • Kinder lernen den Umgang mit Menschen in erster Linie von ihren Eltern, und das war schon immer so. Sie lernen durch Beobachten und Imitieren. Die Interaktion mit den Eltern ist also ein guter Weg, um soziale Interaktion zu lernen.
  • Kinder lernen, indem sie ihre Eltern dabei beobachten, wie sie mit anderen umgehen. Also sollten Eltern das vor ihnen tun – nimm deine Kinder mit, um dich mit Freund|innen|ys zu treffen, oder lade häufig Leute zu euch ein.
  • Kinder lernen durch den Umgang mit ihren Geschwistern. Mit sechs Kindern (von denen vier unter der Woche im Haus sind) haben wir einen großen Vorteil.
  • Sie lernen auch von ihren entfernten Familienmitgliedern – im Umgang mit Großeltern, Onkeln, Tanten, Cousinen und Cousins.
  • Sie lernen auch aus der Interaktion mit anderen Erwachsenen. Ein Beispiel: Wenn sich eine Schülerin für Meeresbiologie interessiert, könnte sie dann mit einer echten Meeresbiologin arbeiten und von ihr lernen. Sie würde dadurch lernen, soziale Kontakte zu knüpfen. Ein Junge, der sich für Kunst interessiert, kann mit einem erwachsenen Künstler zusammenarbeiten. Jemand anderes könnte Rasen mähen und dabei mit Erwachsenen interagieren.
  • Es gibt Sportteams, Workshops und Klassen, in denen Kinder und Jugendliche mit anderen in ihrem Alter Kontakte knüpfen können.
  • In vielen Gegenden (Anm. d. Ü.: in den USA) gibt es Homeschooling-Vereinigungen – dort kann man sich mit anderen Homeschooling-Familien treffen, Ausflüge machen usw.
  • Schüler|innen|ys können in einem recht jungen Alter Unternehmen gründen, was bedeutet, dass sie mit anderen interagieren würden.
  • Sie können einer Band beitreten.
  • Sie können zu Konferenzen gehen, die mit ihren Interessen zu tun haben.
  • Sie können andere Kinder und Eltern auf Spielplätzen und in Parks treffen und Freundschaften schließen, sich zum Spielen verabreden.
  • Sie können andere Kinder in der gleichen Altersgruppe online finden und Online-Freundschaften schließen, um dann entweder die moderne Version von Brieffreundschaft zu pflegen oder sich persönlich zu treffen (unter Aufsicht der Eltern – niemals eine|n|ein Fremde|n|Fremdy aus dem Internet alleine treffen).
  • Sie können ehrenamtlich arbeiten.
  • Sie können ein Praktikum machen.

Die Leitprinzipien für mich sind: Setze Kinder realen Situationen aus, lasse sie eine Vielzahl von sozialen Situationen erleben, gib ihnen ein gutes Beispiel, sprich mit ihnen über angemessene Verhaltensweisen, setze sie nicht unter Druck, gut darin zu sein und erkenne, dass jedes Kind anders ist.

Wann solltest du mit Unschooling beginnen?

Wann sollte der Unschooling-Prozess beginnen? Kann und sollte man im Vorschulalter beginnen, wenn man ein kleines Kind hat?

Darauf gibt es natürlich keine richtige Antwort, da es beim Unschooling nie »richtige« Antworten gibt. Es geht darum, selbst herauszufinden, was funktioniert – auch wenn man sich bei seinen Experimenten von dem inspirieren lassen kann, was andere tun.

Und so teile ich hier meine Gedanken, zusammen mit dem, was wir getan haben, mit der Idee, dass du deine eigene Antwort durch Probieren und Diskutieren in deiner Familie herausfinden wirst.

Der erste Gedanke, den ich teilen möchte: Unschooling beginnt mit der Geburt. Im Gegensatz zur Schule, die mit einem gesetzlich vorgeschriebenen Alter beginnt und das Trauma mit sich bringt, sein Kind bei Fremden zu lassen, während es weint (ich musste das mehrmals tun), hat Unschooling keinen definierten Start. Das liegt daran, dass Unschooling dasselbe ist wie Leben.

Unschooling bedeutet, dass man lernt, seine Schuhe zu binden, dass man Spiele spielt, dass man die Natur erkundet, dass man lernt, mit seinen Familienmitgliedern über verschiedene Dinge zu sprechen, dass man Dinge kaputt macht und repariert, dass man neugierig auf neue Dinge ist. Das passiert als Baby, als Kleinkind, als alter Mensch und in all der Zeit dazwischen. Die Antwort, wenn du ein kleines Kind im Alter von zwei bis vier Jahren hast, ist also, dass du bereits Unschooling betreibst.

Der zweite Gedanke, den ich teilen möchte: Du kannst in kleinen Dosen beginnen. Das widerspricht dem, was ich oben gesagt habe, aber wenn man »mit dem Unschooling beginnen« will, muss man es nicht im großen Stil tun. Du musst dein Kind nicht sofort aus der Schule oder der Vorschule reißen. Du kannst nach der Schule, abends, an den Wochenenden oder in den Pausen unschoolen. Was man macht, kann alles Mögliche sein, aber im Grunde kannst du gemeinsam mit deinem Kind lustige Dinge tun, lernen und ihm beibringen, selbstständig zu sein.

Unschoole Stück für Stück und gewinne Vertrauen, dass du es kannst und du und dein Kind es mögen, und weite das dann zeitlich aus, wenn es für euch funktioniert.

Der dritte Gedanke, den ich teilen möchte: Je früher du die Diskussion in deiner Familie beginnst, desto besser. Ein wichtiger Teil des Unschooling-Prozesses beinhaltet eine Gruppendiskussion. Das bedeutet, dass man über diese Ideen mit dem|der|dem Ehepartner|in|Ehepartny oder Partner|in|Partny spricht, mit dem Kind, mit den Eltern und Geschwistern, mit anderen, denen die Erziehung des Kindes am Herzen liegt. Sie müssen nicht alle mit an Bord sein, aber es hilft auf jeden Fall, und selbst wenn sie nicht mit an Bord sind, kannst du vielleicht langsam anfangen, ihnen das Unschooling näher zu bringen.

Beteilige so viele Leute, wie du für nötig hältst, an der Diskussion, an der Hilfe bei der Recherche, am gemeinsamen Lernen. Selbst wenn du nicht wirklich mit Unschooling anfängst (was auch immer deine Definition davon ist), kannst du anfangen, darüber nachzudenken und darüber zu reden.

Unser Weg oder: Was wir getan haben

Wenn du nun unsere Geschichte erfahren möchtest, hier ist sie in Kurzform:

  1. Zuerst entschieden sich zwei meiner Kinder aus meiner vorherigen Ehe, nicht zu unschoolen. Ich bot es ihnen an, aber sie waren bereits in der Schule und gingen gerne hin, also blieben sie in der Schule. Obwohl ich mir wünschte, ich hätte mit ihnen unschoolen können, unterstütze ich ihre Entscheidung voll und ganz. Sie haben sich sehr gut entwickelt und ich liebe sie unglaublich.
  2. Zwei unserer Kinder (die beiden älteren) waren bereits in der Schule – ich glaube, in der 4. und 6. Klasse. Wir sprachen mit ihnen und sie stimmten zu, es mit Homeschooling zu versuchen (wir haben nicht mit Unschooling angefangen), und wir nahmen sie aus der Schule. Es gab für uns alle eine lange Übergangszeit, in der wir vom Glauben an die Methoden und Ideen der Schule dazu übergingen, herauszufinden, was wir ohne diesen tun könnten.
  3. Unsere beiden jüngeren Kinder sind nie zur Schule gegangen. Sie waren in der Vorschule (eigentlich war es nur eine Kindertagesstätte), als wir beschlossen, die beiden älteren zu Hause zu unterrichten, und wir schickten die jüngeren einfach nicht mehr in die Kindertagesstätte. Wir sind alle zu Hause geblieben und haben gemeinsam etwas unternommen. Auch hier haben wir am Anfang mit Homeschooling begonnen, sind aber bald darauf zu Unschooling übergegangen. Sie fingen also im Vorschulalter an, aber das Leben war nicht wirklich viel anders für sie – ein kleines Kind zu sein und zu »unschoolen« ist wirklich dasselbe. Der Hauptunterschied war, dass sie nicht mehr in die Vorschule gingen und nicht mehr für das Klassenzimmer zur Verfügung standen.

So lautet unsere Geschichte und wir schreiben sie immer noch fort. Sie zeigt nicht, was man auf jeden Fall machen muss, aber vielleicht zeigt sie, dass verschiedene Wege möglich sind, auch innerhalb einer Familie.

Können (und sollten) Unschooler an eine Hochschule gehen?

Die Frage nach dem Studium ist eine der Top-3-Fragen, die Leute stellen, wenn sie zum ersten Mal von Unschooling hören (mich eingeschlossen):

  1. Wie lernen sie, sich zu sozialisieren? (Siehe oben)
  2. Wie lernen sie Mathe?
  3. Können sie ein Studium absolvieren?

Nun, zu Mathe später mehr, sprechen wir jetzt über das Studium.

Eigentlich möchte ich gern zwei Fragen beantworten: Können sie auf eine Hochschule gehen, und sollten sie auf eine Hochschule gehen?

Fangen wir mit »Können« an.

Können Unschooler auf eine Hochschule gehen?

Ja! OK, nächste Frage.

Was? Du willst erst mehr Infos zu dieser Frage? OK, dann lass uns eintauchen.

Zunächst einmal haben bereits viele Homeschooler und definitiv viele Unschooler eine Hochschule besucht. Also ja, es ist absolut möglich.

Hochschulen sind sich zunehmend der Homeschooler bewusst, und wie großartig diese oft sind, und viele Hochschulen suchen tatsächlich Homeschooler aus und heißen sie willkommen.

Es gibt ein großartiges Buch, das ich sehr empfehlen kann, wenn du ernsthaft an dieser Frage interessiert bist: College Without High School: A Teenagers Guide to Skipping High School and Going to College von Blake Boles (der ebenfalls Artikel im unerzogen Magazin veröffentlicht hat).  Dieses Buch wird alle deine Fragen beantworten.

Können und sollten Unschooler eine Hochschule besuchen?

Aber ich werde hier nur das beantworten, was ich weiß:

  • Der SAT: So ziemlich jede|r|jedy sollte entweder den SAT (Scholastic Assessment Test) oder den ACT (American College Test) machen, soweit ich weiß. Es ist nicht schwer, Lernprogramme für diese zu finden. Ich empfehle, zumindest ein paar Übungstests zu machen, auf Papier und online
  • Empfehlungsschreiben und persönlicher Aufsatz: Immer eine gute Idee. Eltern können Empfehlungsschreiben schreiben, aber es wäre viel, viel besser, wenn sie von einer|m|einem Mentor|in|y, jemandem, mit dem der|die|das Schüler|in|y zusammengearbeitet hat, einer Freiwilligenorganisation, einer|m|einem Trainer|in|Trainy usw. kämen.
  • Zeugnisse: Unschooler haben nicht wirklich ein Zeugnis. Man kann ein Portfolio von Dingen zusammenstellen, die man gelernt und an denen man gearbeitet hat, aber es ist wichtig, greifbare Dinge zu haben, die man zeigen kann. Unglaubliche Projekte, an denen man gearbeitet hat, Web-Apps, die man erstellt hat, eine Band, in der man gespielt hat, Webseiten, die man programmiert hat, sind gute Beispiele. Justin nimmt Online-College-Kurse. Und man kann zusätzliche SAT-Fachtests machen, um Kenntnisse in bestimmten Fächern nachzuweisen. Andere Leute gehen auf ein Community College, um ein Zeugnis zu bekommen. Es gibt viele Wege, es zu tun. Viele Methoden haben für viele Menschen funktioniert.
  • Recherche: Betreibe Recherchen über die Hochschulen, auf die du gehen willst, und lies Berichte von Homeschoolern, die es auf diese Hochschulen geschafft haben. Im Internet gibt es viele davon. Du könntest in Erwägung ziehen, die Colleges zu besuchen und mit den Zulassungsbeamt|innen|ys zu sprechen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was am besten funktionieren könnte.
  • Justin plant, sich am Ende dieses Schuljahres für das College zu bewerben, also macht er SAT-Vorbereitung, Online-Collegekurse und einige persönliche Projekte (3D-Animation, Schreiben und Programmieren), um sich vorzubereiten. Er könnte noch mehr machen (Freiwilligenarbeit, vielleicht einen Job), aber das ist ein guter Anfang.

Sollten Unschooler auf eine Hochschule gehen?

Ich finde das eine faszinierende Frage, weil sie so ähnlich ist wie die Frage, ob Kinder zur Schule gehen sollten. Wenn die Schule unnötig ist (wie wir als Unschooler glauben), warum sollte dann die Hochschule nicht auch unnötig sein?

Ich glaube, dass die Hochschule für viele Menschen heutzutage nicht mehr notwendig ist. Das war nicht so, als ich ein Kind war (vor 30 Jahren), aber die Welt hat sich drastisch verändert. Jetzt gibt es viele großartige Jobs und Geschäftsmöglichkeiten, die man ohne einen Hochschulabschluss ausüben kann. Ich würde sogar behaupten, dass praktische Erfahrung viel, viel wichtiger ist als ein Abschluss, und ein Abschluss ist für viele Leute zu teuer im Verhältnis zu den Vorteilen.

Zum Beispiel:

  • Für mein Unternehmen (Bloggen, Bücher schreiben, Online-Kurse erstellen usw.) ist überhaupt kein Abschluss erforderlich. Ich habe einen Abschluss und brauche ihn nicht. Die besten Dinge, die ich gelernt habe, kamen alle aus Jobs und persönlichen Experimenten.
  • Programmierer|innen|Programmierys können ihre Fähigkeiten online erlernen. Soweit ich weiß, sind Informatikabschlüsse nett, aber nicht notwendig.
  • Man kann 3D-Animation online lernen. Oder Website-Design. Oder UI-Design.
  • Um dein eigenes Unternehmen zu gründen, brauchst du keinen MBA. Ich kenne sogar Leute mit einem MBA, die sagen, dass ihr Abschluss fast wertlos ist.
  • Mein Cousin ist Koch, und er sagt, dass sein Abschluss an der Kochschule nicht notwendig ist, und sogar unglaublich teuer war. Er rät meiner Tochter, nicht zur Kochschule zu gehen, sondern stattdessen praktische Erfahrungen zu sammeln.
  • Künstler, Fotografen, Schriftsteller, Musiker, Videofilmer etc. brauchen keinen Abschluss.

Wer Ärzt|in|y, Anwält|in|ys oder Pflegekraft werden will, braucht einen Hochschulabschluss. Es hängt also alles davon ab, was man machen will.

Und es gibt echte Vorteile des Studiums: Man lernt eine Menge auf der Hochschule, und man nimmt sich Zeit, um herauszufinden, wer man ist und was einen interessiert, und man findet Freunde und baut ein Netzwerk auf, das ein Leben lang halten kann.

Wie auch immer.

Zuallererst ist der wahre Grund, warum viele Kinder studieren wollen, nicht, weil es notwendig ist, sondern weil es die sichere Sache ist. Sie haben Angst, in die reale Welt zu gehen, also wird das College zu einer einfachen Sache, die sie tun können, bevor sie sich einen Job suchen müssen. Ich denke, das ist falsch, denn man verschwendet nur (irgendwie) vier Jahre, und wenn man mit einem Job anfängt oder als 18-Jährige|r|18-Jährigy (oder sogar als 16-Jährige|r|16-Jährigy) sein eigenes Ding macht oder ein Unternehmen gründet, wird man viel besser dran sein, als wenn man vier Jahre gewartet hätte. Ich denke auch, dass es falsch ist, 100.000 Dollar auszugeben (oder was auch immer die Abschlüsse heutzutage kosten), wenn man einfach Angst hat, den weniger befahrenen Weg zu nehmen.

Und zweitens stimmt es zwar, dass das Studium einige Vorteile bietet, wie z. B. ein Netzwerk von Freund|innen|ys und Zeit, um herauszufinden, wer man ist, aber ich denke, es gibt Möglichkeiten, herauszufinden, wie man das auch ohne das Studium schafft. Auf der Hochschule werden einem diese Dinge auf dem Silbertablett serviert, und man muss sie nicht selbst herausfinden. Aber Dinge selbst herauszufinden, ist wirklich wertvoll.

Was kannst du also stattdessen tun? Wie wäre es mit:

  1. Wenn deine Eltern bereit sind, für die Hochschule zu zahlen, was wäre, wenn sie dir den gleichen Betrag (oder weniger) zahlen würden, um dein eigenes Unternehmen zu gründen oder dein eigenes Ding zu schaffen? Das wäre eine bessere Lernerfahrung als vier Jahre lang auf der Uni zu feiern. Eltern zahlen oft für Unterkunft und Verpflegung, zusammen mit den Studiengebühren. Was wäre, wenn sie für deine Unterkunft und Verpflegung außerhalb des Colleges zahlen würden, und dazu noch etwas Geld geben, um ein Unternehmen zu gründen?
  2. Gründe ein Unternehmen. Auch wenn du studierst, solltest du das tun. Oder fang zumindest an, etwas zu erschaffen, das du liebst. Schreibe ein Drehbuch. Starte einen Youtube-Comedy-Kanal. Schreibe ein Buch oder einen Blog. Erstelle einige Websites oder Programme. Fange an, sobald du kannst, und bringe dir selbst bei, was du wissen musst. Heutzutage gibt es keine Ausrede mehr, denn du findest alles online.
  3. Finde Freund|innen|ys. Im Studium Freund|innen|ys zu finden ist wirklich wertvoll, aber du kannst sie auch online finden und dann persönlich treffen und gemeinsam an Dingen arbeiten. Finde eine|n|ein Mitgründer|in|Mitgründy. Macht ein Projekt zusammen. Reise und lerne Leute kennen.
  4. Tue interessante Dinge. Lerne. Teile es mit anderen. Verkaufe etwas. Und finde dich währenddessen selbst.

Diese ganze Sache könnte viel weniger kosten als das Studium, viel wertvoller sein und dich in kürzerer Zeit beschäftigungsfähiger machen als jemanden, der mit einem Abschluss und wenig bis gar keiner Erfahrung aus dem Studium kommt.

Leo Babauta

lebt im San Francisco Bay Area mit seiner Frau und sechs Kindern. Er ist Blogger und Autor und beschäftigt sich mit den Themen Minimalismus, das einfache Leben und Persönlichkeitsentwicklung.

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